Nicolas Brunel erhält den Valentin Braitenberg Award for Computational Neuroscience 2023
Nicolas Brunel erhält den diesjährigen Valentin Braitenberg Award for Computational Neuroscience für seine "bahnbrechende Arbeit, die neue Perspektiven in den Bereichen Kodierungsoptimierung, Gedächtnis und Dynamik eröffnet" (die Jury). Die Preisverleihung findet im Rahmen der Bernstein Conference am 27. September 2023 in Berlin statt.
Nicolas Brunel, Foto: privat
Nicolas Brunel promovierte 1993 in Physik an der Universität Pierre und Marie Curie (Paris, Frankreich) und legte damit den Grundstein für eine bahnbrechende Karriere. Dreißig Jahre später wurden seine Forschungsartikel mehr als 18000-mal zitiert und er hat über 130 eingeladene Vorträge auf internationalen Konferenzen und Schulen gehalten. Jetzt erhält Brunel den Valentin Braitenberg Award for Computational Neuroscience und fühlt sich “unglaublich geehrt und offen gesagt ein wenig ungläubig”, wie er schrieb, nachdem ihn die Nachricht über die Auszeichnung erreichte.
Brunels Wissenschaft
Brunels wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt auf dem Lernen und Gedächtnis. Anhand theoretischer Modelle des Gehirns versucht er zusammen mit seiner Forschungsgruppe an der Duke University (Durham, USA), die Mechanismen des Lernens und des Gedächtnisses von der einzelnen Synapse bis zur Netzwerkebene zu entschlüsseln. Einer seiner bahnbrechendsten Artikel war “Dynamics of sparsely connected networks of excitatory and inhibitory spiking neurons”, veröffentlicht im Jahr 2000 im Journal of Computational Neuroscience. In dem heute mehr als 1800-mal zitierten Artikel gibt Brunel Einblicke in die Art und Weise, wie das Gehirn das Gleichgewicht zwischen Erregung und Hemmung steuert. Brunel verwendet hier mathematische Modelle, um die Dynamik von rekurrenten neuronalen Netzen aus spikenden Neuronen genau zu beschreiben. Überhaupt scheint Brunel ein Faible für theoretische Modelle zu haben. Ob er nun die Dynamik von Netzwerken oder die synaptische Plastizität untersucht, seine Arbeit basiert meist auf den von ihm entwickelten Modellen, die in den letzten Jahrzehnten maßgeblich zur Aufdeckung der Mechanismen von Lernen und Gedächtnisbildung beigetragen haben. Derzeit arbeitet Brunel “[…] an neuen Methoden, um aus in vivo Daten Regeln für die synaptische Plastizität abzuleiten und optogenetische Experimente zur Einschränkung von Netzwerkmodellen zu nutzen.”
Der Wissenschaftler Brunel
Brunel ist Professor für Neurowissenschaften, Neurobiologie und Physik an der Duke School of Medicine (Duke University, Durham, USA). Er hat Dutzende von Postdocs und Student:innen betreut, zahlreiche Workshops und Schulen organisiert, begutachtet hochrangige Zeitschriften (wenn er nicht gerade selbst darin veröffentlicht) und vieles mehr, um den wissenschaftlichen Fortschritt zu fördern und seine Neugier auf die Neurowissenschaften zu teilen. Brunel ist nicht nur in der Lage, sich komplexen neurowissenschaftlichen Fragen mit theoretischen Konzepten zu nähern, sondern ist auch immer wieder Teil interdisziplinärer Kooperationen, die zu bahnbrechenden Erkenntnissen über Lernen und Gedächtnis geführt haben. Aufgrund seiner “höchst einflussreichen Arbeit in den letzten Jahrzehnten” (die Jury) erhält Brunel nun den Valentin Braitenberg Award for Computational Neuroscience 2023.
Der Preis wird Nicolas Brunel im Rahmen der Bernstein Conference am 27. September 2023 verliehen. Im Anschluss an die Preisverleihung wird Brunel die Valentin Braitenberg-Vorlesung halten, in der er Höhepunkte seiner Forschung vorstellen wird.
Der Valentin Braitenberg Award
Namensgeber des Preises ist der Hirnforscher Valentin Braitenberg (1926, Bozen, Italien – 2011, Tübingen, Deutschland), einer der Gründungsdirektoren des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik. Das Forschungsgebiet Braitenbergs war die Feinstruktur des Gehirns und dessen Funktionsprinzipien, wobei der Schwerpunkt seiner bahnbrechenden Arbeiten im Bereich der Groß- und Kleinhirnrinde lag.
Mit finanzieller Unterstützung der Autonomen Provinz Bozen Südtirol wird nun alle zwei Jahre der Valentin Braitenberg Award for Computational Neuroscience im Rahmen der Bernstein Conference verliehen.