Bundeswettbewerb Künstliche Intelligenz zeichnet Schülerteams aus
Deutschlands KI-Nachwuchs begeisterte beim Finale des führenden Wettbewerbs rund um Künstliche Intelligenz. Ziel aller Teilnehmenden: Mithilfe von KI-Anwendungen die Welt verbessern
Gewinner David Rutkevich (links) mit Moderator Philip Häusser. Foto: BWKI
Beteiligte Bernstein-Mitglieder: Matthias Bethge, Wieland Brendel
Insgesamt zehn Schülerteams sind am Freitag beim Finale des 4. Bundeswettbewerbs für Künstliche Intelligenz (BWKI) in Tübingen mit ihren eingereichten KI-Projekten angetreten: Von Fake News-Filtern, Sprachübersetzungs-Apps bis hin zur chemiefreien Unkrautbekämpfung durch Drohnen-Spotting – für die Jury war die Auswahl aus der Bandbreite an Anwendungen keine leichte Entscheidung.
Der mit 1.500 Euro dotierte Hauptgewinn ging in diesem Jahr an den 17-jährigen David Rutkevich aus Leer in Ostfriesland, angemeldet als „camel_case“. Er hat einen Algorithmus entwickelt, der weiße Blutzellen analysiert. Das hilft bei der Erkennung von Viruserkrankungen wie Affenpocken oder von HIV. Effiziente und kostengünstigere KI-gestützte Methoden könnten auch die medizinische Diagnostik in ärmeren Ländern verbessern. Er gewann außerdem einen Praktikumsplatz bei der Firma Fanuc und erhält hier vertiefte Einblicke in die Industrieautomatisierung.
Den mit 500 Euro dotierten Geldpreis in der Sonderkategorie „Umwelt und Nachhaltigkeit“ erhielt der 15-jährige Christian Krause aus Rottum in Oberschwaben, angetreten als „ampfer_mampfer“. Er hat einen Algorithmus entwickelt, der das Feldunkraut Ampfer auf Drohnenbildern erkennt und genau positioniert: Die perfekte Grundlage für gezielte mechanische Unkrautentfernung durch Roboter anstelle von chemischen Unkrautvernichtungsmitteln.
Als Sieger in der Sonderkategorie „Hardware“ gingen Alexander Lowa und Moritz Erbe mit ihrem Team „Droneso.me“ hervor. Die 18-Jährigen aus dem Spreewald freuten sich über einen Geldpreis in Höhe von 750 Euro. Dank „Droneso.me“ könnten in Zukunft medizinische Hilfsmittel per autonomer intelligenter Transport-Drohne in Windeseile an ihren Zielort gelangen – ohne Zeitverlust in Staus oder an roten Ampeln.
Mit dem Nachwuchspreis wurde das „Team Orion“ aus Hamburg ausgezeichnet. Die beiden 17-jährigen Vincent Elster und Caspar Pagel haben eine KI entwickelt, die Tweets mit gefakten Inhalten erkennt und den Nutzer warnt. Ihr Anwendungsbeispiel: Die Queen ist nicht tot. Das Team erhielt einen Geldpreis in Höhe von 500 Euro.
Alle Daheimgebliebenen hatten die Chance, der Veranstaltung live auf YouTube (https://www.bw-ki.de/live) beizuwohnen – und ihre Favoriten mit dem Publikumspreis zu belohnen. Dieser – dotiert mit 500 Euro – ging in diesem Jahr erstmals an zwei Teams: Darunter „Captcha-AI Bot“ bestehend aus dem 17-jährigen Jacob Bürkle aus dem hessischen Dreieich. Er hat den Captcha-Test mit einem Algorithmus herausgefordert. Captchas werden dazu verwendet, um sicher zu stellen, dass ein Mensch, und keine Maschine sich in Nutzerkonten einloggen oder Internetformulare ausfüllen. Der 15-jährige Christian Krause aus Rottum in Oberschwaben von „ampfer_mampfer“ lag mit „Captcha-AI Bot“ gleich auf und konnte sich damit über gleich zwei Preise am Abend freuen.
Das Gymnasium Neuenbürg in Baden-Württemberg sicherte sich den Titel „KI Schule des Jahres“. Mehr als 80 Schüler:innen hatten vorab am kostenlosen KI-Kurs des BWKI teilgenommen. Als Preis erhält das Gymnasium einen Klassensatz einer von der Pflanzenwelt inspirierten Roboterblume.
Schüler:innen weiterführender Schulen waren im Frühjahr dazu aufgerufen, alleine, im Team mit bis zu vier Personen oder als Klassengemeinschaft ein eigenes KI-Projekt zu entwickeln – und damit beispielsweise einen gesellschaftlichen oder ökologischen Beitrag zu leisten. Nach der Einreichung der Projektideen Mitte Mai hatten die Jugendlichen ein halbes Jahr Zeit, diese umzusetzen. Zehn Teams qualifizierten sich für das Finale am 14. Oktober und hatten die Chance ihre Projekte in Tübingen selbst der Jury zu präsentieren und damit zu begeistern.
Der Tag endete mit einer gemeinsamen Party, bei der das Algorave-Duo „Crash Server“ aus Straßburg live Elektrosounds programmierte und die entsprechenden Computercodes auf einen Bildschirm projizierte.
„Künstliche Intelligenz verändert Wirtschaft und Gesellschaft massiv. Daher ist es wichtig, sie nicht nur zu verstehen, sondern auch kreativ und verantwortungsvoll einzusetzen. Der Wettbewerb bestärkt junge Menschen, genau das zu tun“, erklärte Dr. Felix Streiter, Geschäftsführer der Carl-Zeiss-Stiftung, die den Bundeswettbewerb nun schon im dritten Jahr fördert.
„Inzwischen spüren wir überall, dass wir dringend gute Ideen für eine gute Zukunft brauchen. Der BWKI soll das Selbstvertrauen unserer jungen Leute stärken und sie ermutigen, mit neuen Technologien nach neuen Lösungen zu suchen,” sagte Professor Matthias Bethge, Co-Initiator des Wettbewerbs und Leiter des Tübingen AI Center, eine gerade von Bund und Land neu gegründete Forschungseinrichtung der Universität und des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Tübingen.
In der Jury des Wettbewerbes waren in diesem Jahr vertreten: Dr. Philip Häusser (Physiker und Moderator), Prof. Dr. Matthias Bethge (Initiator des Wettbewerbs, Direktor des Tübingen AI Center), Dr. Wieland Brendel (Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme Tübingen) und Prof. Dr. Bernhard Schölkopf (Direktor Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme Tübingen), André Gatzke (Fernsehmoderator, u.a. der Sendung mit der Maus), Pina Merkert (Redakteurin beim c’t Magazin und Makerin), Julia Nitsch (Robotik- und ML-Expertin), Alexander Kleiner (Chief Expert Navigation and Coordination of Autonomous Systems bei Bosch), Jan Seyler (Bereichsleitung und Entwicklung FESTO), Andrea Kranzer (Business Angel und Start Up-Investorin im Bereich AI & Health), sowie Boris Gibba und Elisabeth Knigge als BWKI-Alumni.
Der Bundeswettbewerb Künstliche Intelligenz wird im kommenden Jahr erneut ausgeschrieben. Hauptförderer des Wettbewerbs ist die Carl-Zeiss-Stiftung. Der Wettbewerb wurde zudem von Bosch, Festo, Fanuc, dem Verlagshaus Droemer und Knaur sowie dem c’t Magazin unterstützt und in Kooperation mit dem Cyber Valley, der Hochschule der Medien Stuttgart und der Deutschen Allianz Meeresforschung durchgeführt.
Über den Bundeswettbewerb Künstliche Intelligenz
Der BWKI motiviert Schüler:innen eigenen Ideen für eine bessere Welt von morgen mithilfe von Künstlicher Intelligenz umzusetzen. Der Bundeswettbewerb wurde 2018 am KI-Forschungsstandort Tübingen durch Prof. Dr. Matthias Bethge (Direktor des Tübingen AI Center), Dr. Wieland Brendel (Tübingen AI Center / Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme Tübingen) und Prof. Dr. Bernhard Schölkopf (Direktor Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme Tübingen) ins Leben gerufen und ermöglicht seitdem Jugendlichen, ihr Können aktiv im KI-Forschungsumfeld unter Beweis zu stellen.
Mehr Infos unter: https://bw-ki.de
Über das Tübingen AI Center
Der Bundeswettbewerb Künstliche Intelligenz ist ein Outreach-Projekt des Tübingen AI Center. Das KI-Zentrum ist eine Forschungseinrichtung der Universität Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme, die gemeinsam vom Bund und Land getragen wird. Dort geht es darum, die Grenzen der KI-Forschung zu erweitern und die Zukunft in Europa mitzugestalten, mit dem Ziel, dass sich die Technik der Natur anpassen sollte und nicht umgekehrt.
Mehr Infos unter: https://tuebingen.ai
Über die Carl-Zeiss-Stiftung
Die Carl-Zeiss-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Freiräume für wissenschaftliche Durchbrüche zu schaffen. Als Partner exzellenter Wissenschaft unterstützt sie sowohl Grundlagenforschung als auch anwendungsorientierte Forschung und Lehre in den MINT-Fachbereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). 1889 von dem Physiker und Mathematiker Ernst Abbe gegründet, ist die Carl-Zeiss-Stiftung eine der ältesten und größten privaten wissenschaftsfördernden Stiftungen in Deutschland. Sie ist alleinige Eigentümerin der Carl Zeiss AG und SCHOTT AG. Ihre Projekte werden aus den Dividendenausschüttungen der beiden Stiftungsunternehmen finanziert. Mehr Infos unter: https://carl-zeiss-stiftung.de