Internationale Auszeichnung für Forschende am Göttingen Campus
Dr. Oliver Barnstedt und Dr. Anggi Hapsari erhalten jeweils einen ERC Starting Grant.

Links: Dr. Oliver Barnstedt. Foto: Leibniz-Institut für Neurobiologie / Robin Ritter.
Zwei Forschende am Göttingen Campus haben jeweils einen ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC) erhalten, einer Förderlinie für vielversprechende Nachwuchswissenschaftler:innen in Europa.
ERC Starting Grant: Dr. Oliver Barnstedt
Der Neurowissenschaftler Dr. Oliver Barnstedt vom European Neuroscience Institute Göttingen (ENI-G) erhält Fördermittel in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro für sein Projekt „LearnMamBo: Neuronale Dynamik von Lernen und Gedächtnis im Mammillarkörper“.
Der Mammillarkörper ist eine der ersten Hirnregionen, dem eine Rolle in der Gedächtnisfunktion zugeschrieben wurde. Dieser kleine „Hirnkern“ ist wichtig für das episodische Gedächtnis, das persönliche Erlebnisse und Ereignisse speichert, und ist bei Demenzerkrankungen wie Alzheimer oder dem Korsakow-Syndrom, einer schweren Gedächtnisstörung, betroffen. Die Mechanismen, die zu Gedächtnisbildung und -verlust im Mammillarkörper führen, sind bislang kaum geklärt. „Ein großer Teil der bisherigen Gedächtnisforschung im Gehirn stützte sich auf den Hippocampus, einer Struktur, die beim Abruf und der Bildung von Erinnerungen eine Schlüsselrolle spielt, während andere beteiligte und verbundene Hirnregionen ein Schattendasein fristeten – häufig aufgrund technischer Schwierigkeiten“, sagt Dr. Barnstedt, Leiter der Arbeitsgruppe „Multiscale Circuit Analysis“ am European Neuroscience Institute Göttingen (ENI-G), einer Kooperation der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Max-Planck-Instituts (MPI) für Multidisziplinäre Naturwissenschaften, sowie Mitglied im Exzellenzcluster „Multiscale Bioimaging: Von molekularen Maschinen zu Netzwerken erregbarer Zellen“ (MBExC)
„In unserem Projekt verwenden wir modernste bildgebende und physiologische Verfahren, um diese Mechanismen im Mammillarkörper aufzudecken und zu erklären“, so Dr. Barnstedt. „Unsere beiden Haupttechnologien sind die Zwei-Photonen-Kalzium-Bildgebung sowie die Optogenetik. Erstere erlaubt es uns, hunderte von Nervenzellen im Mammillarkörper gleichzeitig bei der Bildung und dem Abruf von Erinnerungen über mehrere Tage hinweg zu beobachten. Anhand der Aktivität der Nervenzellen können wir genau kartieren, welche Nervenzellen Erinnerungen abspeichern und mitverfolgen, wie diese vom Rest des Gehirns genutzt werden. Zweitere erlaubt es uns, während der Bildung oder des Abrufs von Erinnerungen gezielt Zellgruppen mittels Lichtpulsen an- oder auszuschalten und auf diese Weise die Gedächtnisfunktion zu beeinflussen“. Mit ihrer Arbeit werden die Forschenden dazu beitragen, die neuronalen Mechanismen der Gedächtnisbildung im Mammillarkörper und assoziierten Strukturen aufzuklären, um so neue Therapieansätze für Demenzerkrankungen zu schaffen. „MBExC ist es gelungen, mit Oliver Barnstedt einen hervorragenden Nachwuchswissenschaftler für den Göttingen Campus zu gewinnen, dessen Leistungen nun auch durch den ERC Starting Grant international sichtbar anerkannt werden“, sagt MBExC-Sprecher Prof. Dr. Tobias Moser, Direktor des Instituts für Auditorische Neurowissenschaften an der UMG.
Neben Dr. Barnstedt hat die Ökologin Dr. Anggi Hapsari von der Universität Göttingen Fördermittel in Höhe von rund zwei Millionen Euro für ihr Projekt „SaLtedPeat: Potenzielle Auswirkungen der mit dem Anstieg des Meeresspiegels verbundenen Versalzung auf tropische Küstenmoore in Tieflandgebieten“ erhalten. Beide Projekte haben eine Laufzeit von fünf Jahren.