Sara A. Solla erhält den Valentin Braitenberg Award for Computational Neuroscience 2025
Sara A. Solla erhält den diesjährigen Valentin Braitenberg Award for Computational Neuroscience für ihre „herausragenden Beiträge zur Computational Neuroscience über Jahrzehnte hinweg“ (die Jury). Die Preisverleihung findet im Rahmen der Bernstein Conference am 30. September 2025 in Frankfurt am Main statt.

Professorin Sara A. Solla, Preisträgerin des Valentin Braitenberg Award for Computational Neuroscience 2025. Foto: Mads Odgård, Kopenhagen, Dänemark
Sara A. Solla ist theoretische Physikerin und Neurowissenschaftlerin. In ihrer Forschung nutzt sie konzeptionelle Rahmen, mathematische Methoden und numerische Werkzeuge aus der statistischen Physik, um Probleme der theoretischen Neurowissenschaft und der Computational Neuroscience auf systemischer Ebene zu bearbeiten. Solla erwarb 1974 ihren Masterabschluss in Physik an der Universität Buenos Aires in ihrem Heimatland Argentinien und promovierte 1982 im Fach Physik an der University of Washington in Seattle, USA. Seither hat sie rund 100 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht und über 500 eingeladene Vorträge auf Konferenzen und an akademischen Institutionen weltweit gehalten. Ihre Arbeit wurde über 15.000 mal zitiert.
Nun wurde Solla mit dem Valentin Braitenberg Award for Computational Neuroscience 2025 ausgezeichnet. Damit werden ihre herausragenden Beiträge auf diesem Forschungsgebiet anerkannt. „Es ist eine große Ehre“, sagte Solla, als sie die Nachricht erhielt, „über die ich mich besonders freue, denn die Schriften von Valentin Braitenberg hatten einen großen Einfluss auf mich, als ich begann, mich mit dem Gehirn zu beschäftigen.“
Während ihrer Postdoc-Forschung in der Physik an der Cornell University hörte Solla in den frühen 1980er-Jahren einen Vortrag von John Hopfield (Nobelpreisträger für Physik 2024) über die Speicherung und den Abruf von Erinnerungen im Gehirn – und ihr Leben und ihre Karriere nahmen eine neue Richtung. Sie verbrachte mehr als ein Jahrzehnt in der renommierten Forschungsgruppe für neuronale Netzwerke bei AT&T Bell Laboratories in New Jersey. 1997 wechselte sie jedoch vollständig in die Neurowissenschaften, als sie eine Professur an der Northwestern University annahm. Dort ist sie bis heute Professorin für Neurowissenschaften und für Physik und Astronomie.
Sollas Forschungsinteressen liegen in der theoretischen Neurowissenschaft und Computational Neuroscience, der Lerntheorie sowie den emergenten Eigenschaften komplexer Systeme (wie sie beispielsweise durch die kollektive Aktivität von Neuronen im Gehirn entstehen). Sie hat künstliche neuronale Netzwerke – Computermodelle, deren Funktion vom menschlichen Gehirn inspiriert ist – eingehend untersucht. Sie hat dazu beigetragen, die Leistungsfähigkeit von maschinellen Lernalgorithmen zu charakterisieren, mit denen diese Netzwerke für Klassifikations- und Regressionsaufgaben trainiert werden. Die Jury würdigt sie als „Pionierin auf dem Gebiet der Netzwerkmodellierung“, welche ihr mathematisches Wissen nutzt, um Fragen zu klären, die nicht nur für Theoretiker:innen wie sie selbst, sondern auch für experimentelle Neurowissenschaftler:innen von Bedeutung sind. Derzeit konzentriert sich ihre Arbeit auf neuronale Prozesse, die der sensorischen Verarbeitung, Entscheidungsfindung und Bewegungssteuerung zugrunde liegen.
Neben ihrer Forschung engagiert sich Solla aktiv in der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft. Sie ist Mitglied in Fachgesellschaften wie der Society for Neuroscience, der International Neural Network Society und der Organization for Computational Neuroscience. Mit Europa ist sie auf vielfältige Weise verbunden, beispielsweise durch das International Center for Theoretical Physics in Triest (Italien), die Göttinger Graduiertenschule für Neurowissenschaften und Molekulare Biowissenschaften (Deutschland) sowie das Kavli Institute for Systems Neuroscience an der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie in Trondheim. Ihre wissenschaftliche Laufbahn wurde unter anderem durch ihre Aufnahme in die American Physical Society, die American Academy of Arts and Sciences und die Network Science Society gewürdigt.
Sara Solla ist nicht nur eine exzellente Wissenschaftlerin, sondern auch eine „engagierte Lehrerin, die sich stark für die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses einsetzt“, so die Jury. Sie hat zahlreiche junge Forschende betreut, von denen viele heute selbst erfolgreiche Wissenschaftler:innen sind. Sie engagiert sich im Graduiertenprogramm für Neurowissenschaften an der Northwestern University und war als Gastprofessorin an zahlreichen Universitäten in den USA (u. a. Columbia University und Rockefeller University in New York) sowie in Europa (u. a. École Normale Supérieure in Paris, Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen und Niels-Bohr-Institut in Kopenhagen) tätig. Seit 1999 gehört sie zum festen Dozententeam des Sommerkurses „Methods in Computational Neuroscience“ am Marine Biological Laboratory in Woods Hole, Massachusetts, und lehrt neuerdings auch an der Sommerschule für Mathematische Methoden in der Computational Neuroscience am Fred Kavli Knowledge Center in Eresfjord, Norwegen.
Der Valentin Braitenberg Award wird Sara A. Solla im Rahmen der Bernstein Conference am Dienstag, den 30. September 2025 verliehen. Im Anschluss an die Preisverleihung wird sie die Valentin Braitenberg-Vorlesung halten, in der sie Höhepunkte ihrer Forschung vorstellen wird.
Der Valentin Braitenberg Award
Namensgeber des Preises ist der Hirnforscher Valentin Braitenberg (1926, Bozen, Italien – 2011, Tübingen, Deutschland), einer der Gründungsdirektoren des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik. Das Forschungsgebiet Braitenbergs war die Feinstruktur des Gehirns und dessen Funktionsprinzipien, wobei der Schwerpunkt seiner bahnbrechenden Arbeiten im Bereich der Groß- und Kleinhirnrinde lag.
Mit finanzieller Unterstützung der Autonomen Provinz Bozen Südtirol wird nun alle zwei Jahre der Valentin Braitenberg Award for Computational Neuroscience vom Bernstein Netzwerk im Rahmen der Bernstein Conference verliehen.